
(Un-)Vereinbarkeit von Arbeit und Leben bei Selbstständigen
Gemeinsam mit dem Landeszentrum für Vereinbarkeit Familie und Beruf MV, der Stadt Waren, der Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte lud das Netzwerk Seenplatte am 28.03.2019 in das Haus des Gastes Waren zum Austauschworkshop ein. Wie steht es um die Vereinbarkeit von Familie, Partnerschaft und Selbstständigkeit? Die Vereinbarkeit wird schon lange diskutiert aber noch nie zuvor mit Blick auf die Selbstständigkeit. Zum Großteil waren es Netzwerkerinnen und Netzwerker, die den Abend nutzten, um einmal die andere Seite der beruflichen Situation zu beleuchten
Fragen über Fragen bei den Selbstständigen
Ohne Zweifel ist die Vereinbarkeit eine Herausforderung, jedoch kommt bei Familien, in denen ein oder beide Partner selbstständig sind, dem Aspekt soziale Absicherung eine ganz besondere Rolle zu.
- Was passiert wenn ich krank bin oder mein Kind?
- Was passiert, wenn ich älter werde und nicht mehr so kann?
- Wer fängt uns auf, wenn wir Nachwuchs möchten?
Auf diese Fragen gibt es nur wenige zufriedenstellende Antworten und viele schlaflose Nächte. Sie sind mit viel Geld zu beantworten, dass gerade für Selbstständige, die erst am Anfang stehen, ein stark saisonabhängiges Geschäft haben etc. nicht im Überfluss vorhanden ist.
Keine Zeit für krank sein oder Nachwuchs

Hier muss Familie helfen. Schon vor Jahren zeigten Statistiken jedoch, dass bei einem Drittel aller Familien in Deutschland, die Generationen nicht mehr an einem Ort leben. Aufgrund verschiedener Aspekte, sind die jungen Menschen gewandert und gründen weit ab der eigenen Eltern eine Familie oder ihre Selbstständigkeit. Hinzu kommt, dass die Menschen heute später in die Rente gehen und auch Frauen lange arbeiten. Unterstützung durch die Familie ist also oft auch keine Alternative.
Für junge Frauen mit Kinderwunsch, deren Anteil an den Gründern ansteigt, gibt es kein Netz und keinen doppelten Boden: Kein Mutterschutz, keine Elternzeit und keine Absicherung, wenn das Kind krank wird
Was tun?
Wir brauchen neue Modelle, bei denen wir umdenken. Weg vom typischen Familienzusammenhalt hin zu Flexibilität, zu gegenseitiger Unterstützung und zu mehr Miteinander. Das Modell der Leihomas und –opas könnte ausgebaut werden. Wir müssen auf die Suche gehen nach Menschen, die bereit sind zu helfen und wir müssen eine Basis schaffen, sie zu organisieren. Das tut unserer Gesellschaft einfach gut. Die Menschen müssen sich wieder gegenseitig helfen. Im ZDF Herzkino spielt Simone Tomalla die alleskönnende Dorfhelferin, vielleicht ein Modell, das nicht nur im Film funktioniert?
Und finanziell? Warum nicht einen Fond schaffen, in den durch die Selbstständigen hälftig eingezahlt wird und der Staat übernimmt die andere Hälfte. Selbstständige zahlen auch Steuern und wenn der Krankenkassenbeitrag es noch zulässt, Pflege-und Rentenversicherung.
Reger Austausch
Ohne Berührungsängste diskutierten die Anwesenden und stellten viele Parallelen fest, an denen von Seiten der Politik gearbeitet werden muss. Dafür werden sich das Netzwerk Seenplatte und die Wirtschaftsförderung einsetzen. Es wird Zeit brauchen und die Unterstützung starker Partner. Aber auch kleine und schneller umzusetzende Lösungen werden wir überdenken und platzieren.

Ein herzliches Dankeschön geht an Anja Dornblüth-Röhrdanz und Thomas Hauptmann (Landeszentrum für Gleichstellung Vereinbarkeit Beruf und Familie) für die Vorbereitung und Leitung des Workshops. Danke an Florian Tornow (Wirtschaftsförderung Stadt Waren), Martin French (Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte) und an Elke-Annette Schmidt (Landesfrauenrat MV), die den Kontakt zwischen dem Projekt des Landeszentrums und dem Netzwerk Seenplatte hergestellt hat und so einen wunderbaren Austausch ermöglicht hat.

Über die Autorin: Judith Kenk ist in Vorpommern geboren und absolvierte ihr BWL-Studium mit Schwerpunkt Marketing an der FH-Stralsund. Nach dem Studium verließ sie MV. Sie arbeitete und lebte elf Jahre in Baden-Württemberg. Doch der Sog der Heimat war stärker und 2016 kehrte sie zurück, nach Malchow in Mecklenburg. Sie arbeitete als freiberufliche Social-Media-Managerin und Online-Redakteurin. Doch der analoge Kontakt zu anderen Gründern und Unternehmern fehlten der quirligen Norddeutschen. So gründete sie im Mai 2017 das Netzwerk Seenplatte, das heute aus der Region nicht mehr wegzudenken ist.