
Gründung neu gedacht – Ansätze der Stiftung Entrepreneurship
Vor über zwei Jahren nahm die Mitinitiatorin der Impulswoche, Judith Kenk, an einem Seminar von Simon Jochim von der Stiftung Entrepreneurship über Gründung und mehr teil. Simon Jochim sagte einen Satz, der die Netzwerkerin nicht los ließ und auch die Grundlage für die Impulswoche wurde:
Arbeite AN Deinem Unternehmen, nicht nur IN Deinem Unternehmen.
Für den Impuls an Tag zwei der Impulswoche im Warener Existenzgründerzentrum kamen Simon Jochim und Florian Komm aus Berlin.
Gründen mit anderem Ansatz
Simon Jochim gehört zum Team rund um Prof. Günter Faltin
(Buch: „Kopf schlägt Kapital“, verschiedene Gründungen wie z.B. Teekampagne). Die
Herangehensweise unterscheidet sich von Anderen. Eine Gründung muss nicht
zwingend eine Innovation bedeuten. Auch Kopien oder bessere Kopien können
Grundlage für eine Gründung sein. Simon Jochim sagt: „Bildet eine
Wirtschaftsopposition! Betrachtet die Großen und guckt, was ihr anders machen könnt.
Können wir mit unserer Gründung einen Gegenpol bilden?“
Eine Neukombination von Komponenten kann ebenfalls einen erfolgreichen Ansatz
für eine Gründung liefern (z.B. ePortrait-App). Auch Produkte oder
Dienstleistungen, die darauf basieren, keine umständlichen Produktfeatures
mitzuliefern, sind eine Basis für Gründungen. „Wir leben in einer
Wissensgesellschaft, Wissen in Produkte transferieren – das ist das Ziel. Wir
müssen es nur in Produkte oder Geschäftsmodelle umsetzen“, sagt Simon Jochim.
Etwa wie beim Waschmittel „Passt“. Mit 3 Varianten ist die Produktpalette
extrem schlank. Es kommt schon in der richtigen Dosierung des Wasserenthärters.
Und dieser Faktor beschreibt auch schon die Produkt-Varianten: weich, mittel,
hart. Außerdem sagen die Erfinder dieses Produkts, dass saubere Wäsche nach
nichts riechen sollte. Kunden bekommen somit ein Produkt, das ohne Parfum
auskommt etc. Es ist perfekt geeignet für Allergiker etc.

Die Gründungsidee sollte die Werte und die Fähigkeiten der/s Gründer*in wiederspiegeln und auch die Werte der Gesellschaft. Simon Jochim bringt hier das „Social Entrepreneurship“ in’s Gespräch, das durchaus ein interessanter Ansatz für Neugründungen ist.
Gründen mit der richtigen Fragestellung
Oft wird gegründet mit der Fragestellung: Was gibt es denn noch nicht? Aus Sicht der Stiftung ist das die falsche Frage. Es kann, einfach gesprochen daran liegen, dass kein Bedarf da ist. Vielmehr sollten sich Gründer die Frage nach dem Nutzen des Produkts/der Dienstleistung stellen.
Hier kommen wir wieder zurück zu unserem Montagsblock mit dem Gründerportal, bei dem es darum ging, auf dem Canvas den Nutzen seines Angebotes festzuhalten.
Dieser ist auch Grundlage für den Elevator Pitch, den Simon Jochim wiederholt von den Teilnehmer*innen einforderte.
Gründung ohne Marketing
Die Stiftung Entrepreneurship sagt, dass ein erfolgreiches
Produkt/Dienstleistung ohne große Marketingausgaben auskommt. Es ist quasi
selbstredend. Empfehlungen kommen nicht von Anzeigen, Sozialen Netzwerken etc.,
sondern zufriedene Kunden machen es durch Mundpropaganda bekannt. Beim
Ratio-Drink kaufen sogar einige Kunden für andere mit ein.
Zu der Frage Wie bekomme ich Aufmerksamkeit für mein Anliegen, und zwar
authentisch und sympathisch, entsteht im Kurs eine spannende Diskussion
zwischen Bloggern, Influencern, Vertretern des klassischen Marketing und der
Stiftung, die die Aussage vertritt, Marketingkosten radikal zu reduzieren.
Die Stiftung weist in diesem Zusammenhang auf eine interessante Zahl hin: Die Differenz
zwischen Verkaufspreis und Herstellungskosten in den USA hat sich seit 1980
vervierfacht. Folge: Die Produkte/Dienstleistungen sind teurer als nötig.
Professioneller Support
Ganz wichtig ist Simon Jochim, dass sich Gründer von Anfang an auf kompetente Beratung stützen sollten. Familie und Freunde können zum einen nicht konzentriert an etwas arbeiten, sie tun es als Gefallen nebenher. Außerdem haften sie nicht für die erbrachte Leistung. Gründer brauchen dauerhaft gute Strukturen.
Der Gründer/Unternehmer sollte nicht der Alleskönner in seinem Unternehmen sein, sondern der Dirigent.
Fokus auf die Gründung – Gründen in Komponenten
Am Nachmittag übernimmt Florian Komm vom „Komponentenportal“
und stellt die Frage, inwiefern die zahlreichen Tätigkeiten als Gründer und Unternehmer
zur Wertschöpfung im Unternehmen beitragen. „Wenn wir die Haare geschnitten
bekommen wollen, begeben wir uns in die Hände eines Profis, warum nicht bei
Buchhaltung, Marketing, Verpackung und Co?“, so Komm.
Hier schließt sich der Kreis zum Impuls von Matthias Petri an Tag 1 der
Impulswoche. Konzentriere Dich auf Deine Stärken und lass Profis den Rest
machen! Die Zeit, in der Du nicht an Deinem angebot arbeitest oder es verkaufst,
ist Zeit, in der Du keine Wertschöpfung betreibst.

Gründer = Alleskönner?
Buchhaltung? Versand? Verpackung? Etc. Kann ich das wirklich gut? Diese Frage sollte sich jeder Gründer stellen und im zweiten Schritt überlegen, welche Komponenten er auslagert und in professionelle Hände übergibt.
Florian Komm stellt das Komponentenportal vor.
Gruppenarbeit
Um eine objektive Sicht von außen auf die Tätigkeitsfelder zu bekommen, teilt der Berliner die TeilnehmerInnen in 2er-Gruppen ein. In jeder Gruppe sollen sich die Gründer gegenseitig analysieren und Vorschläge machen, was ausgelagert werden kann.
Simon Jochim und Florian Komm weisen am Schluss auf Veranstaltungen und Angebote der Stiftung Entrepreneurship hin:
- Entrepreneurship Summer Class 2020 Berlin (Oktober) à Anmeldungen gerne über das Netzwerk, Gruppenpreis/Early Bird
- Entrepreneurship Masterclass
Du möchtest mehr über die Impulswoche erfahren? Dann schau Dir die anderen Blogartikel an.
Über die Autorin: Judith Kenk ist in Vorpommern geboren und absolvierte ihr BWL-Studium mit Schwerpunkt Marketing an der FH-Stralsund. Nach dem Studium verließ sie MV. Sie arbeitete und lebte elf Jahre in Baden-Württemberg. Doch der Sog der Heimat war stärker und 2016 kehrte sie zurück, nach Malchow in Mecklenburg. Sie arbeitete als freiberufliche Social-Media-Managerin und Online-Redakteurin. Doch der analoge Kontakt zu anderen Gründern und Unternehmern fehlten der quirligen Norddeutschen. So gründete sie im Mai 2017 das Netzwerk Seenplatte, das heute aus der Region nicht mehr wegzudenken ist.